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Mosel: Hoteliers investieren in die Verjüngung ihrer Häuser

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Engagierte Hoteliers haben an der Mittelmosel kräftig investiert und ­erschließen der lange als etwas gediegen geltenden Region neue, zahlungs­kräftige und vor allem auch junge Zielgruppen.

Interessierten sich Hoteliers früher für die Strategie eines Hauses an der Mosel, handelte es sich meist um das Hotel Parkschlösschen in Traben-Trarbach. Der Mainzer IT-Unternehmer Wolfgang Preuß (1947–2018) hatte es 1990 als ­Ayurveda Detox und Health Resort eröffnet und traf damit den Nerv der Zeit. Auch heute noch gilt es als eines der erfolgreichsten Gesundheits-Resorts des Landes.

Inzwischen ist an der Mosel, insbesondere im gehobenen und im Luxussegment, sehr viel mehr Bewegung. Als der Vorzeige-Vollblut-Hotelier der Mittelmosel gilt Matthias Ganter. Seit Ende der 1980er-Jahre engagiert sich der gebürtige Südbadener in Traben-Trarbach und verantwortet dort inzwischen eine feine Kollektion aus Hotels und Gastronomie. Sein jüngstes „Baby“ ist – mit einer Investitionssumme von vier Millionen Euro – das im Sommer 2021 eröffnete Palais Kayser, ein vom Kreativstudio Kplus designtes Ensemble aus zehn Themensuiten von 70 bis 170 Quadratmetern Größe, mit Tiefgarage. Alle Suiten des Neubaus mit historisierenden Elementen verfügen über einen Balkon und Blick auf die Mosel. Das Grundstück erwarb der 60-Jährige von der Weinhändlerfamilie Julius Kayser, nach der er das Haus benannte. Nächstes Großprojekt von Matthias Ganter ist das neue Wellness-Center des Hotels Moselschlösschen, das 2022 fertiggestellt werden soll.

Alles nach Plan dank eigener Baufirma

Ganter hatte 1992 das Jugendstilhotel Bellevue von der Rema-Gruppe gepachtet und es 1998 gekauft. 1996 erwarb und sanierte er das Dreisternehotel Trabener Hof. In den darauffolgenden Jahren wurde das Bellevue sukzessive erweitert. Insgesamt kaufte der Hotelier dafür bisher zehn Immobilien im Umkreis des Hotels, dessen Zimmerkapazität damit auf heute 75 angestiegen ist.

Teilweise konnten die Häuser über Gänge mit dem Stammhaus oder zumindest miteinander verbunden werden. Alleinstellungsmerkmal des Bellevue ist und bleibt das komplett im historischen Jugendstil gehaltene Stammhaus. Um seine vielen Bauvorhaben pünktlich umsetzen zu können, gründete Ganter eine eigene Baufirma mit mittlerweile 16 Mitarbeitern. „Von Ostern bis Oktober bauen wir Neues, im Winter wird der Bestand renoviert“, erläutert er die Vorgehensweise.

2011 wurde Ganter zudem Co-Investor beim Projekt Moselschlösschen des Unternehmers Hans Schneider. Schneiders Firma IFB aus Murnau am Staffelsee hat sich auf die Veranstaltung von Seminaren spezialisiert. Gemeinsam kauften sie eine direkt am Moselufer, unweit des Bellevue gelegene Ferienanlage. Sie war in den 1980ern auf dem Gelände einer Kellerei aus dem Jahr 1901 entstanden, der späteren Zentralkellerei der Deutschen Schlafwagengesellschaft.

Die Ferienanlage war ein klassisches Bauherrenmodell. „Als wir sie übernahmen, hatte es seit der Eröffnung 1983 keine Renovierung mehr gegeben, und für jede der 50 Einheiten musste ein gesonderter Notartermin mit Grundbucheintragslöschung gemacht werden“, beschreibt Ganter den mühsamen, acht Jahre währenden Übernahmeprozess. Es war auch noch Monate danach eine Leasinggebühr für den alten Teppichboden fällig, der längst im Müll gelandet war.

Aus der Ferienanlage entstand das 70-Zimmer-Hotel Moselschlösschen, ein Eldorado für Weinfreunde und Genießer mit Restaurant, Bar, Kochschule, Wein- und Biergarten sowie der in einer Villa am Moselufer gelegenen Eismanufaktur mit Patisserie und Eiscafé. Für Tagungen und Veranstaltungen stehen im Moselschlösschen acht variable Seminar- und Konferenzräume zur Verfügung, ein Rhetorikraum sowie ein 250 Quadratmeter großer Säulenkeller aus dem Jahr 1754, der bis zu 150 Gäste fasst. Außerdem zählen 80 Tiefgaragenplätze zum Hotel.

Ladenpassage wird zum ­Hotel-Spa

2014 bot sich den beiden Investoren die Gelegenheit, die angrenzende ehemalige Ladenpassage Moselgalerie zu erwerben. Hans Schneider dachte zunächst daran, ein Tagungszentrum daraus zu entwickeln. Doch Matthias Ganter war nicht bereit, in seinen Hotels permanent Zimmer mit Einzelbelegung und kurzer Aufenthaltsdauer für größere Tagungen freizuhalten und überzeugte Schneider von einem 1.600 Quadratmeter großen Spa. Die Eröffnung ist für 2022 geplant.

Vorgesehen sind ein Innen- und ein Außenpool, drei verschiedene Saunen, darunter eine Ladysauna, Dampfbad, Cardiobereich, Infrarotliegen, Spa-Suite und Behandlungsbereich sowie eine Dachterrasse. Die Investitionssumme für das über einen Bademantelgang mit dem Moselschlösschen verbundene Spa beträgt rund neun Millionen Euro. Operativ geleitet wird das Moselschlösschen heute von Jeannette und Marcel Burbach. „Nach 30 Jahren Selbstständigkeit habe ich zwar noch ‚Gastgeber‘ auf meiner Visitenkarte stehen, bin aber überwiegend im kaufmännisch-strategischen Bereich tätig“, so Ganter.

Frischekick für den Richtershof

Andere Hoteliers investierten in den vergangenen Jahren und Monaten ebenfalls in ihre Objekte an der Mosel. Unter ihnen Privathotelier Manfred Brennfleck mit Familie, der zum 1. Juli 2020 in Mühlheim das Weinromantikhotel Richtershof erworben hatte, ein ehemaliges Weingut aus dem Jahr 1680 mit Kolonialwarenhandel. 2001 war es von Jutta und Manfred Preuß – Bruder des Parkschlösschen-Gründers Wolfgang Preuß – in ein kleines Luxus­hotel mit 43 Zimmern und drei Restaurants, jedes mit eigener Terrasse, umgebaut worden.

Zum Richtershof gehört ein kleiner römisches Spa mit Saunen, darunter eine Weinfasssauna, ein Tepidarium und zwei Beauty-Kabinen. Als Eventlocation dient der historische Weinkeller, in dem bis 1999 Wein gekeltert wurde. Familie Brennfleck führt das Hotel in Eigenregie, Direktor ist Ole Leidner. „Während des zweiten Lockdowns haben wir viel in das Haus investiert“, erläutert er. „75 Prozent der Zimmer wurden gestrichen, etwa 66 Prozent erhielten neue Teppiche, alle Matratzen wurden erneuert, teilweise die Boxspring-Betten und das Mobiliar.“

Wellness und Heiraten auf Schloss Lieser

2019 beendete zudem das wohl imposanteste Hotel in der Region, Schloss Lieser im gleichnamigen Ort, seinen Dornröschenschlaf. Das Gebäude im Stil des Historismus und mit der Anmutung eines britischen Landsitzes wurde vor über 130 Jahren vom Frankfurter Architekten Heinrich Theodor Schmidt als private Residenz für den deutschen Industriellen Eduard Puricelli erbaut. 2007 erwarb der Niederländer Piet Killaars die Immobilie für 1,2 Millionen Euro und ließ sie zum Luxushotel umbauen.

Investiert wurde nicht nur in die Renovierung des Schlösschens zum Hotel, sondern auch in den Bau einer Tiefgarage. Im August 2019 erfolgte die Eröffnung von Schloss Lieser als Mitglied von Marriotts Autograph Collection. Pächter ist die Betriebsgesellschaft Odyssey aus den Niederlanden.

Nach dem ersten Lockdown 2020 betrug die Belegung dort laut Sales- und Marketingdirektorin Barbara Krebs nahezu 100 Prozent, nach dem zweiten Lockdown ab Mai 2021 wurden die Vorjahreswerte knapp verpasst. Als Zielgruppe führt Barbara Krebs Individualreisende auf, aber auch Hochzeiten sowie exklusive Tagungen.

Das Haus verfügt über eine eigene Kapelle und neben kleineren Salons und der „Kaiser Suite“ bietet zum Beispiel der Ballsaal in der Remise Platz für bis zu 80 Personen. Sommerliche Events können im Garten, im Innenhof und auf der Terrasse stattfinden. Auch das Restaurant „Puricelli“ mit Vinothek sowie eine Bar zählen zum Hotel. Schloss Lieser beheimatet 49 Zimmer und Suiten im Schloss und den ehemaligen Stallungen. Die „Kaiser Suite“ misst 140 Quadratmeter. Der Wellness-Bereich verfügt über einen Marmor-Swimming-Pool, verschiedenen Saunen, Dampfbad, Fitness-Bereich sowie vier Behandlungs- und Ruheräume.

Junge Klientel begeistern und halten

Der zweite Corona-Sommer bewies, dass die Investitionen an der Mosel keine vergebene Liebesmüh waren. Nach dem zweiten Lockdown entwickelten sich Belegung und Preise deutlich positiv. Noch im September waren die Zimmer im Moselschlösschen beispielsweise zu 95,5 Prozent, die im Bellevue zu 89,5 Prozent ausgelastet. „Wir haben traditionell viele Gäste aus den Benelux-Ländern und Deutschland, aber auch Skandinavier auf der Durchreise in den Süden zählen zu unseren Gästen, Franzosen eher weniger, nach und nach aber auch Schweizer“, so Matthias Ganter. Die Bayern dagegen hätten die Mosel noch nicht für sich entdeckt. Aber: Sowohl im Sommer 2020 als auch 2021 seien erfreulich viele Gäste angereist, die ohne Corona wohl nie erreicht worden wären, darunter auch viele jüngere. „Es ist wichtig, dass wir uns jetzt eine junge Klientel aufbauen“, sagt der Hotelier.

Alles, was sich am Wasser abspiele, sei extrem in Mode gekommen, zum Beispiel der Kanuverleih, Wasserski oder Elektroboot fahren. Auch ziehe der Moselsteig immer mehr junge Menschen zum Wandern oder Mountainbiken an. Als einen richtigen Schritt in diese Richtung führt Ganter den Pavillon des Weinguts Villa Huesgen in Traben-Trarbach an, einen Weingarten am Moselufer mit Sekt, Weinen und kleinen Speisen, zu dem in Anlehnung an bayerische Biergärten auch das eigene Picknick mitgebracht werden darf.

Auch Ole Leidner vom Richtershof blickt optimistisch in die Zukunft. „Die Mosel-Region entwickelt sich äußerst positiv“, sagt er. „Wir haben während der Pandemie die Profile der Gastronomie noch einmal geschärft.“ Nach dem ersten Lockdown im Sommer 2020 seien sehr viele jüngere Gäste gekommen, 2021 habe mit einem sehr reifen und oftmals frisch geimpften Publikum gestartet. Inzwischen sei das Verhältnis zwischen Jung und Alt eher heterogen. Seit Mitte August gebe es auch wieder eine erhöhte Nachfrage nach kleinen und exklusiven Tagungen.

Auch Ende des letzten Jahres gab es in den verjüngten Moselhotels keine Spur von Winterdepression: Die Nacht im Richtershof startete inklusive Frühstück bei 179 Euro, Schloss Lieser rief 195 Euro auf, Moselschlösschen und Bellevue waren fast den ganzen November erst ab zwei Nächte buchbar, und das ab 145 Euro pro Nacht inklusive Frühstück. „Was meinen Optimismus dennoch trübt, ist die Personalsituation“, sagt Ole Leidner. „Wir mussten unsere Konzepte anpassen. Junge Menschen haben andere Bedürfnisse als früher. Es muss möglich sein, Arbeit und Freizeit in Einklang zu bringen.“

Susanne Stauß

Quelle: https://www.tophotel.de/mosel-hoteliers-investieren-in-die-verjuengung-ihrer-haeuser-145510/

Foto Quelle: Bild: Palais Kayser, https://www.tophotel.de/mosel-hoteliers-investieren-in-die-verjuengung-ihrer-haeuser-145510/

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